Zusammenhalt in und durch Nachbarschaften – Stadtteilstudien und Regionalpanel NRW und Niedersachsen

BIE_F_04 – Projekt des FGZ Bielefeld

Zielsetzung / Fragestellung

Wie entsteht gesellschaftlicher Zusammenhalt in nachbarschaftlichen Interaktionsräumen unter Betrachtung regionaler Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Diese Forschungsfrage analysiert das Kooperationsprojekt regional vergleichend in Nachbarschaften in Bielefeld und Hannover. Es betrachtet gesellschaftlichen Zusammenhalt als abhängige Variable, deren Konstitutionsbedingungen es räumlich verortet wie sozial kontextualisiert zu erfassen gilt. Dabei werden auf Basis der Beteiligung am Regionalpanel die disziplinären Perspektiven der Sozialgeographie, Sozialpsychologie und Soziologie komplementär verbunden, um gesellschaftlichen Zusammenhalt mittels individueller Einstellungs- und Verhaltensweisen im Wechselspiel mit räumlichen Strukturen zu erforschen.
Die zunehmende Diversifizierung von Bewohner*innen in Nachbarschaften (zum Beispiel in Bezug auf Ethnie, Milieu, Alter, Gender, Aufenthaltsstatus, religiöser oder sexueller Orientierung etc.) evoziert potentiell konflikthafte Interaktionen. In der Dynamik und Komplexität von Akteur-Raum-Konstellationen ist eine Untersuchung auf der Nachbarschaftsebene als stadt-regionaler Vergleich für das Verständnis der Zusammenhänge und Folgen eines konstruktiven (z.B. Kooperation und Hilfeverhalten) beziehungsweise destruktiven Zusammenhalts (z.B. Diskriminierung, menschenfeindliche Einstellungen oder Gewalt) notwendig. Von besonderem Interesse sind hierbei soziale Beziehungen und Praktiken des Zusammenhalts wie Freundschaften, soziale Netzwerke und Vereine, die den Rahmen für nachbarschaftliche Interaktionen und damit Aufschluss über den gelebten und gefühlten Zusammenhalt bieten können. Weil diese Aspekte regional variieren, kommt dem Vergleich der Rahmenbedingungen und Ergebnisse des Zusammenhalts eine wichtige Rolle zu.

Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist räumlich differenziert verortbar. Das Projekt betrachtet verschiedene Maßstabsebenen des regionalen Vergleichs, die sich auf Nachbarschaften in Bielefeld und Hannover beziehen, um so Aussagen über (un-)spezifische Gelegenheitsstrukturen treffen zu können. Das Kooperationsprojekt fokussiert daher auf Interaktionen – als Momente des sozialen Miteinanders oder Gegeneinanders – im räumlichen Kontext von regional zu unterscheidenden Nachbarschaften. Aufgrund ihrer differentiellen Bewohner*innenzusammensetzung, Intersektionalitäten sowie räumlichen Gelegenheitsstrukturen entwickeln sich spe­zifische Zusammenhaltskonstellationen in den jeweiligen Nachbarschaften, die es in ihrer Zusammensetzung und ihrem Aufbau zu untersuchen gilt.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ein mehrdimensionales, graduelles Phänomen und wirkt sich deshalb in unterschiedlichen Abstufungen kohäsiv in und auf Nachbarschaften und damit auch regional aus. So können Grade des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Einstellungen und Verhaltensweisen der Bewohnerschaft in Abhängigkeit von sozialräumlichen Voraussetzungen voneinander abweichen.

Die Interaktionen im Raum, die sich zwischen einzelnen Personen und Gruppen in einer Nachbarschaft vollziehen, so die These, führen zu verschiedenen Ausprägungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Deswegen sind ideell-gefühlter Zusammenhalt (kognitive und affektive Aspekte sowie Werte), (inter-)subjektiv-gelebter Zusammenhalt (Verhaltensweisen und Verhaltensspuren) sowie relationale Facetten des Zusammenhalts (soziale Beziehungen zwischen den Bewohner*innen) in ihrer wechselseitigen Bedingtheit räumlich zu analysieren.

Laufzeit, Cluster und Forschungsfelder

Laufzeit:

06 / 2020 – 05 / 2024

Publikationen

Junge Menschen als langfristige Risikogruppe der Covid-19-Pandemie: Ein empirischer Blick

Jonas Rees, Michael Papendick & Yann Rees
Online-Dossier des Deutschen Volkshochschul-Verbands zur Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Corona.» Details zum Projekt
[Open Access] Zusammenhalts-Regionen – zur Theorie der Weltgesellschaft in der Sozialgeographie

[Open Access] Zusammenhalts-Regionen – zur Theorie der Weltgesellschaft in der Sozialgeographie

Peter Dirksmeier & Angelina Göb
In: Geographica Helvetica, 76(4), 449–454.» Details zum Projekt
Die zusammenhaltende Region

Die zusammenhaltende Region

Peter Dirksmeier, Sonja Fücker & Johannes Crückeberg
In: Die Region - eine Begriffserkundung, hg. von Ulrich Ermann, Malte Höfner, Sabine Hostniker, Ernst Michael Preininger und Danko Simic. , 303–314. transcript Verlag» Details zum Projekt
Misstrauen gegenüber Medien zwischen Populismus, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Misstrauen gegenüber Medien zwischen Populismus, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Yann Rees & Michael Papendick
In: Die geforderte Mitte: rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, hg. von Andreas Zick und Beate Küpper. , 123–129.» Details zum Projekt
Menschenfeindliche Orte – Regionale Ausprägungen rechtsextremer Einstellungen in Deutschland

Menschenfeindliche Orte – Regionale Ausprägungen rechtsextremer Einstellungen in Deutschland

Yann Rees, Jonas Rees & Andreas Zick
In: Die geforderte Mitte: rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, hg. von Andreas Zick und Beate Küpper. , 112–122.» Details zum Projekt

Neue Normalität. Gesellschaftliche Folgen des Rechtspopulismus

Sebastian Kurtenbach & Yann Rees
In: Die neue Mitte?. Ideologien und Praxis der populistischen und extremen Rechten, hg. von Johannes Schütz, Raj Kollmorgen und Steven Schäller. , 335–358. Wien/ Köln: Böhlau» Details zum Projekt

A failed welcome? Civil society’s struggle to support refugees and integration policies in an Eastern German town

Yann Rees & Sebastian Kurtenbach
Research Blog by the International Society for Political Psychology (ISPP)» Details zum Projekt
Digitalisierung und nachbarschaftlicher Zusammenhalt im ländlichen Raum: Ergebnisse einer Mixed-Methods-Untersuchung

Digitalisierung und nachbarschaftlicher Zusammenhalt im ländlichen Raum: Ergebnisse einer Mixed-Methods-Untersuchung

Sebastian Kurtenbach, Armin Küchler & Yann Rees
In: Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning 80, Nr. 3: 329–343» Details zum Projekt
We, the Change: Outlining Research Lines of How Psychology Can Contribute to the Understanding of Societal Transition Processes

We, the Change: Outlining Research Lines of How Psychology Can Contribute to the Understanding of Societal Transition Processes

Maxie Schulte, Sebastian Bamberg & Jonas Rees
In: European Psychologist 26, Nr. 3: 172–183» Details zum Projekt

Gefährliche Mythen: Verschwörungserzählungen als Bedrohung für die Gesellschaft

Pia Lamberty & Jonas Rees
In: Die geforderte Mitte: rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, hg. von Andreas Zick und Beate Küpper. , 283–300.» Details zum Projekt
Geographien der Vorurteilsbildung: Rassismus, Sexismus und gesellschaftliche  Ungleichheit

Geographien der Vorurteilsbildung: Rassismus, Sexismus und gesellschaftliche Ungleichheit

Peter Dirksmeier
In: Humangeographie, hg. von Rita Schneider-Sliwa, Boris Braun, Ilse Helbrecht und Rainer Wehrhahn. , 286–294. Das geographische Seminar. Braunschweig: Westermann» Details zum Projekt
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