Cluster 1: Theorien, Politiken und Kulturen des Zusammenhalts

Im Mittelpunkt von Cluster 1 steht die erste Leitfrage des FGZ nach Begriffen und Theorien des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Die Wissenschaftler:innen untersuchen, welche Begriffe von Zusammenhalt in diesen Gesellschaften entwickelt werden, wie öffentlich in ihnen über Zusammenhaltsvorstellung debattiert und gestritten wird und welche politischen Folgen unterschiedliche Zusammenhaltskonzeptionen haben. Diese Fragen sind für komplexe, systemisch und kulturell ausdifferenzierte Gesellschaften besonders drängend, da in ihnen die Voraussetzungen des Zusammenhalts prekär erscheinen. Geteilte religiöse und kulturelle Werte, die oftmals als Bedingungen gesellschaftlichen Zusammenhalts beschworen werden, stehen in pluralen Gesellschaften häufig nur noch innerhalb bestimmter Milieus zur Verfügung und die Wahrnehmung einer zunehmenden Ungleichheit von Lebenslagen und Lebenschancen hat Zweifel an der ökonomischen Integrationskraft dieser Gesellschaftsform geweckt. Diese Diagnose wirft die Frage auf, welche alternativen Quellen von Zusammenhalt in pluralistischen Gesellschaften zur Verfügung stehen oder durch politische Interventionen erschlossen werden könnten. Cluster 1 greift diese Fragen auf und fokussiert in einer Kombination aus theoretischer Reflexion und theoriegeleiteter empirischer Forschung auf die begrifflichen Grundlagen, die politischen, sozioökonomischen und kulturellen Voraussetzungen und die politische Verhandlung von sozialem Zusammenhalt in den Gesellschaften der Gegenwart.

Im Cluster 1 beschäftigt sich ein erstes Forschungsfeld explizit mit Grundbegriffen, Theorien und Semantiken des Zusammenhalts. Den Vorhaben in diesem Bereich geht es um die Präzisierung unseres Verständnisses gesellschaftlichen Zusammenhalts, die Typologisierung von Spielarten des Zusammenhalts und die Kartierung des semantischen Umfelds, in dem der Begriff operiert. Drei weitere Forschungsfelder spüren dem (Spannungs-)Verhältnis zwischen sozialem Zusammenhalt und verschiedenen Grundcharakteristika moderner Gesellschaften nach und untersuchen, wie sich diese Rahmenbedingungen auf unser Verständnis von Zusammenhalt und seiner Quellen, Wirkungen und Bedrohungen auswirken. Das Forschungsfeld Demokratie und Öffentlichkeit bündelt Projekte, die die Bedeutung demokratischer Einstellungen, Verfahren und Institutionen für gesellschaftlichen Zusammenhalt analysieren und die eng damit verbundene Rolle öffentlicher Diskurse untersuchen. Das Forschungsfeld Konflikt und Sicherheit analysiert das ambivalente Verhältnis von Sicherheit und Zusammenhalt und fragt, unter welchen Bedingungen gesellschaftliche Auseinandersetzungen Zusammenhalt gefährden und wann sie eine produktive Kraft entfalten, die Vertrauen erzeugt und Zusammenhalt stärkt. Das Forschungsfeld Soziale Pluralität versammelt schließlich Projekte, die sich mit verschiedenen Achsen gesellschaftlicher Pluralität – etwa mit Bezug auf Gender, Religion, Herkunft oder Kultur – beschäftigen und ihre politische Thematisierung und Instrumentalisierung im Kontext von Zusammenhaltsdiskursen beleuchten.

Das Forschungscluster 1 wird von der Geschäftsstelle Frankfurt koordiniert.