Die Zurückgelassenen. Subjektive Deutungsmuster von Statustrajektorien der Abwertung

In: Berliner Journal für Soziologie

Autor:innen

Stefan Holubek-Schaum, Natalie Grimm und Patrick Sachweh

Abstract

Vor dem Hintergrund aktueller Debatten über die Rolle des sozialen Status für politische Einstellungen untersucht der Beitrag in einer qualitativen Interviewstudie die Vielgestaltigkeit, Funktionen und Folgen des biographischen Deutungsmusters des „Zurückgelassenwerdens“. Im Zentrum steht die Frage, welche Bedeutung biographische Erfahrungsaufschichtungen und langfristige soziale Flugbahnen – sogenannte Statustrajektorien – für die aktuelle eigene Statusverortung und das Statuserleben haben. Auf der Basis von 90 biographisch-narrativen Interviews zeigt der Beitrag anhand von drei typischen Kernfällen, wie ökonomische und kulturelle Abwertungserfahrungen je nach Statusverlauf und Ressourcen subjektiv erlebt und gedeutet werden. Zudem wird beleuchtet, welche reflexive gesellschaftliche Selbstverortung die Befragten mit Blick auf die sie abwertenden Statusgruppen und die hegemoniale Kultur vornehmen. Dabei lassen sich ein post-, ein anti- und ein nicht-hegemoniales Deutungs- und Verarbeitungsmuster des Zurückgelassenwerdens unterscheiden, mit dem jeweils eher konservative, konfliktäre oder alternativ-distanzierte gesellschaftspolitische Orientierungen einhergehen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kartierung gesellschaftlicher Statuskämpfe den biographischen Statusverläufen und ihrer subjektiven Deutung konzeptionell und empirisch mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.

Quellen

Holubek-Schaum, Stefan, Natalie Grimm und Patrick Sachweh. 2024. Die Zurückgelassenen. Subjektive Deutungsmuster von Statustrajektorien der Abwertung. In: Berliner Journal für Soziologie. doi: 10.1007/s11609-024-00524-5.

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