Arbeits- und Lebenswelten

Das Forschungsfeld Arbeits- und Lebenswelten wendet sich in theoretischer wie empirischer Hinsicht den Binde- und Fliehkräften in der Arbeitswelt zu. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Herausforderungen und Potentiale aktuelle und historische Veränderungen in der Arbeitswelt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt mit sich bringen.

Dabei werden die Folgen und Wirkungen der Binde- und Fliehkräfte in der Arbeitswelt auch jenseits von Betrieb und Arbeitsmarkt analysiert. Es wird also gefragt, wie sie die Lebenswelten der Menschen verändern. Dies gilt insbesondere in einer Zeit, in der sich Arbeit und Leben immer stärker ineinanderschieben und in der sich auch unterschiedliche Dimensionen des Tätigseins in ihrer Vielgestaltigkeit verschränken. Relevant ist hier auch der Einfluss von wohlfahrtsstaatlicher und arbeitsrechtlicher Regulierung auf die kohäsive Gestalt von Erwerbsarbeit und Betrieb. Die Projekte in diesem Forschungsfeld berücksichtigen zudem, dass Arbeit mehr ist als Erwerbsarbeit: Arbeit ist immer auch Sorgearbeit, Hausarbeit oder ehrenamtliches Engagement. Im Wissen um diese integrative und mehrdimensionale Kraft der Arbeit, im Bewusstsein ihrer prekären Gestalt und in Kenntnis der Gestaltungsbedürftigkeit der Arbeitswelt bezieht sich dieses Forschungsfeld auf einen weiten Arbeitsbegriff und rückt diesen ins Zentrum einer multidisziplinären Forschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Hier finden Sie eine Liste unserer Forschungs- und Transferprojekte.

Veränderungsprozesse

Das Forschungsfeld Arbeits- und Lebenswelten liefert Antworten auf folgende übergeordnete Fragestellungen: Was können wir aus der Arbeitsforschung zum Einfluss des Wandels der Arbeit auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt lernen (GÖT_F_03)? Wie wirken sich die tiefgreifenden Veränderungsprozesse der Arbeit – die Digitalisierung, Subjektivierung, Prekarisierung, Fragmentierung oder Transnationalisierung – auf den Zusammenhalt in Arbeitswelt und Gesellschaft aus (GÖT_F_04)? Welche Wirkkraft entfaltet die Institutionalisierung des Zusammenhalts durch Betriebsverfassung und Mitbestimmung auf das Erleben der Arbeit (GÖT_F_04)? Inwieweit werden durch Prozesse der Digitalisierung, Subjektivierung, Prekarisierung die Bedingungen „guter Arbeit“ verändert?

Transformation der Arbeitswelt

Die Effekte guter Arbeit und die Erfahrungen von Selbstwirksamkeit durch Arbeit sollen in ihrem Einfluss auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in dem Projekt HAL_F_05 untersucht werden. Ebenso analysieren die Projekte HAL_F_05 und KON_F_05, inwiefern Erfahrungen der Entfremdung im Kontext von Arbeit und Arbeitsumfeld desintegrative Effekte haben. Das Projekt BER_F_01 weitet diese Frage auf die Spuren aus, die (historisch geprägte) Krisenerfahrungen in den (Erwerbs-)Arbeitsbiografien der Menschen hinterlassen und fragt, wie generationen- und mentalitätsprägend diese Erfahrungen fundamentaler Transformationen der Arbeitswelt sind. Welche impliziten wie auch expliziten Gesellschafts- und Geschlechterverträge, zum Beispiel im Hinblick auf das erwerbsarbeitszentrierte soziale Sicherungs system, liegen den bisherigen Formen gesellschaftlichen Zusammenhalts zugrunde? Die dahinter liegenden geschlechtsspezifischen Muster gelebten Zusammenhalts finden innerhalb von Familien und in klar umgrenzten sozialen Milieus statt, sie sind aber institutionell, insbesondere sozialpolitisch und kulturell überformt und in den letzten Jahrzehnten grundlegenden Veränderungen unterworfen (FRA_F_02). Wie hängen Wertvorstellungen über die Beiträge von Männern und Frauen zu bezahlten und unbezahlten Arbeitsformen mit anderen Werten, wie kultureller Offenheit beziehungsweise Schließung, Solidarität und Wahlverhalten zusammen? Und schließlich: Inwieweit führen betriebliche Lohnungleichheiten und zunehmende betriebliche Segregationen von Beschäftigten zu einem Anstieg regionaler Disparitäten und in der Folge zu dauerhaft abgehängten Regionen (HAL_F_02)? Die Forschungen zu Arbeits- und Lebenswelten verbinden auf diese Weise makro- und mikrostrukturelle Aspekte des Wandels der Arbeit mit der Herausbildung kohäsiver gesellschaftlicher Strukturen und Erfahrungen. Davon ausgehend sind komparative Perspektiven der Arbeitsforschung (regionaler und internationaler Vergleich) zu entwickeln.

KON_F_04
FGZ-Standort Konstanz

Im Dienste des Staates