Rassistische Hassverbrechen und deren strafrechtliche und juristische Verfolgung und Aufarbeitung in Deutschland seit 1945, sowie deren öffentliche und erinnerungspolitische Wahrnehmung

INRA_A01 – Projekt des FGZ Berlin

Das Teilprojekt untersucht im historischen Rückblick auf die Zeit von 1945/49 bis 1989/90 rassistische Hassverbrechen – von Morden über Anschläge –, die nicht oder nur ungenügend als solche polizeilich oder auch juristisch behandelt oder belangt worden sind. Anhand von lokalen Fallstudien wird rekonstruiert, inwiefern es zu einer Fehldeutung der Motive und Ursachen für diese Verbrechen im Zuge der Strafverfolgung und in der öffentlichen Wahrnehmung gekommen ist. Die historische Recherche in lokalen Zeitungsarchiven, in den Beständen von kommunalen und Landesarchiven, in entsprechenden zeitgenössischen Fachveröffentlichungen und (wo noch möglich)  die Befragung Beteiligter soll klären, wie Gewaltverbrechen gegen Migrant:innen oder Migrantisierte aus rassistischen Motiven zeitgenössisch behandelt wurden, welche mentalen Wirkungen dies bei den Betroffenen und ihren communities hinterlassen hat und wie der öffentliche Diskurs (etwa durch die Vernachlässigung der rhetorischen Figur des „rassistischen Gewalttäters“ gegenüber einer Betonung der rhetorischen Figur des „kriminellen Ausländers“) geprägt wurde. Hierauf aufbauend wird gefragt, wie mit diesen Fällen erinnerungspolitisch umgegangen wird bzw. umgegangen werden sollte und welches Potential ihre erneute Diskussion für die rassismuskritische Sensibilisierung in der Öffentlichkeit und in Behörden haben kann. Die historische Rekonstruktionsarbeit trägt zugleich zur Beantwortung der Frage bei, wie und in welchem Umfang sich das Rassismusverständnis in Deutschland verändert hat und liefert damit gemeinsam mit Teilprojekt A02 eine Grundlagenreflexion für andere Teilprojekte des Verbundes.

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