Rassistische Wissensbestände im institutionellen Diskurs und Handeln des Ausländeramtes/Landesamtes für Einwanderung Berlins zwischen 1980 und 2020

INRA_A01 – Projekt des FGZ Berlin

Zielsetzung/Fragestellung

Im Rahmen verschiedener medialer Berichte, in Gesprächen mit Initiativen, Gesprächen mit Klient:innen, aber auch bei ersten Recherchen, wie z. B. Google-Rezensionen, geraten Handlungen und Äußerungen der Ausländerbehörden immer wieder in die Kritik rassistisch zu sein. Der jüngste mediale Diskurs fokussierte zum Beispiel die Ungleichbehandlung von Geflüchteten aus der Ukraine. Besonders sogenannte Drittstaatenangehörige seien durch die Behörde benachteiligt und rassistisch behandelt worden. Diese Aussagen decken sich mit dem Erfahrungswissen von interviewten BIPoC, die bereits 1997 oder 2015 nach Deutschland eingewandert sind. Auch langjährig bestehende Initiativen, die Fluchtsuchende unterstützen, sprechen davon, dass eine Beständigkeit in der ungleichen Behandlung der Ausländerbehörden zu beobachten sei. Demgegenüber stehen Aussagen aus der Ausländerbehörde Berlin bzw. dem Landesamt für Einwanderung, die versichern, dass gesetzeskonform gehandelt werde, das Beschwerdemanagement in der Behörde kaum genutzt werde und in der Tat eine Überlastung aufgrund eines erhöhten Aufkommens zu verzeichnen sei. Aus den verschiedenen Positionen ist eine unterschiedliche Wahrnehmung der Ausländerbehörde und ihres Handelns zu erkennen.

Dieses Forschungsprojekt widmet sich jener Thematik und analysiert im historischen und multiperspektivischen Rückblick auf die Zeit von 1980 bis in die Gegenwart (2020) rassistische Wissensbestände im institutionellen Diskurs und Handeln der Ausländerbehörde bzw. des Landesamtes für Einwanderung (LAE). Dabei werden insbesondere folgende Fragen adressiert:

  • Welche Faktoren beeinflussen die Tradierung rassistischer Wissensbestände?
  • Wann werden diese Wissensbestände reflektiert und bewusst thematisiert?
  • In welchem Verhältnis stehen diese unterschiedlichen Wissensbestände zueinander? Wie könnten sie abgebaut werden?

Methodisches Vorgehen

Mithilfe eines rassismuskritischen und diskursanalytischen Verfahrens wird Gesprochenes etwa in Form von Interviews und Verschriftlichtes in Form von Zeitungstexten, amtlichen Vermerken, Gesetzeserlässen etc. kontrastiert und verbunden. Die Diskursanalyse umschließt das Erfassen von Topoi aus Diskursen innerhalb und außerhalb der Ausländerbehörde bzw. des LAE.

„Beständig unreflektierte bzw. unbewusste Wissensbestände“

Hierbei legt das Projekt einen besonderen Fokus auf das Konstrukt der beständigen unreflektierten bzw. unbewussten Wissensbestände, in denen sich rassistisches Wissen veräußern kann. Es gilt zu ergründen, was rassistische Wissensbestände sind, wie sie retrospektiv und gegenwärtig ermittelt werden können. Aus rassismuskritischer Sicht ist es ebenfalls wichtig zu fragen, welche unterschiedlichen Perspektiven für den Erkenntnisgewinn befragt werden müssen. Hierfür wird der diskursanalytische Korpus aus Positionen innerhalb der Institution, wie zum Beispiel Interviews mit Behördenmitarbeitenden und Fallakten zu Asyl- und Einwanderungsangelegenheiten der Ausländerbehörde, die im Landesarchiv gelagert sind, gespeist. Ergänzend besteht der Korpus aus Positionen außerhalb der Institution in Form von Interviews mit Klient:innen des LAE, mit Vertreter:innen von Initiativen und Organisationen sowie Zeugnisse des medialen Diskurses zwischen 1980 und 2020. Im Fokus steht hierbei durch BIPoC Erfahrenes, Erlebtes und Erzähltes.

Mit der Reflexion und Analyse unhinterfragter, im medialen Diskurs jedoch scheinbar virulenter Wissensbestände legt dieses Teilprojekt einen wichtigen Grundstein zur rassismuskritischen Sensibilisierung in der Öffentlichkeit und in Behörden.

Projektleiter:innen und Kontakt

Dr. Maria Alexopoulou
Berlin

Dr. Maria Alexopoulou

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und  Habilitandin…
m.alexopoulou@tu-berlin.de

Projektmitarbeiter:innen

 Berryl H. C. Amedegnato
Berlin

Berryl H. C. Amedegnato

Berryl Amedegnato ist Linguistin, Literaturwissenschaftlerin sowie Historikerin. Ihr Studium schloss sie 2021 an der Universität…
b.amedegnato@tu-berlin.de
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